Kultur macht stark „Klang – Sammeln – Gestalten“

Von Florian Winkler | Referent Bildung & Vermittlung Forum Wissen

Kinder sitzen nebeneinander mit verschiedenen Instrumenten in den Händen.

Musik trifft Wissenschaft und Handwerk

Mit Improvisationsmusik und Wissenschaft haben sich vor kurzem Kinder zwischen 8 und 12 Jahren in einem gemeinsamen Projekt des KAZ Göttingen und des Forum Wissen beschäftigt. 

Zunächst ging es vor allem darum, eigene Instrumente zu bauen und zu spielen. So entstand eine kleine Musikinstrumentensammlung. Im Fokus des Besuchs im Forum Wissen am Dienstag stand das Erkunden von wissenschaftlichen Sammlungen in der Basisausstellung und die Frage, warum wir Menschen überhaupt Sammlungen anlegen, wofür wir sie brauchen und was sie mit dem Alltag der Kinder zu tun haben. 

Eine Gruppe Kinder sitzen auf dem Boden in einem Museum und schrieben auf Papieren.

Nach der Spurensuche kommt der Fragenhagel

Nach dem Kennenlernen am ersten Tag haben die Kinder verschiedene Materialien und Techniken zum Bau von Instrumenten kennengelernt und konnten diese spielerisch und spontan ausprobieren. Dies führte rasch dazu, dass erste Improvisation entstanden, die die Ohren der Teilnehmenden mit völlig neuen Klangmustern konfrontierten. Es war das erste Mal, dass die Kinder auf ihren Instrumenten GEMEINSAM improvisierten. Dabei konnten sie neue Klänge entdecken und verschiedene Materialien kennenlernen, mit denen eigene Instrumente gebaut werden sollten. Da am nächsten Tag ein Interview mit zwei Studentinnen aus der Musikinstrumentensammlung der Universität Göttingen auf dem Programm stand, wurden sich fleißig allerlei Fragen rund um Musik überlegt, mit denen die beiden gelöchert werden sollten. Zur Vorbereitung schlüpften die Kinder in die Roller der Interviewer und sammelten viele Fragen zum Forum Wissen, zur Musikinstrumentensammlung, zur Musik im allgemeinen und zum Leben der Spezialistinnen. 

Dienstagmorgen am Forum Wissen eingetroffen, haben sich die angehenden Improvisations-künstler*innen auf eine Spurensuche durch die „Räume des Wissens“ begeben, um verschiedene wissenschaftliche Sammlungen spielerisch unter die Lupe zu nehmen. Eifrig haben sich die Kinder etliche Systeme und Kategorien überlegt, mit Hilfe derer man Objekte und Dinge ordnen kann. Dabei konnten sie  lernen, wie diese miteinander in Verbindung gesetzt werden und welche Geschichten damit erzählt werden können. 

Da die Sonne draußen strahlte, wurde das Interview kurzum ins Freie verlegt. Die zwei Studentinnen Fenja und Emily sahen sich einem scheinbar nicht endenden Fragenhagel ausgesetzt bei dem sie den Kindern Rede und Antwort standen: „Was ist das kleinste Instrument der Welt?“ oder „Was ist der Unterschied zwischen Geräuschen und Musik?“ sind nur zwei Beispiele für die findigen Fragen, die die Kinder stellten. Mit Hilfe von Klangbeispielen aus verschiedenen Ländern der Welt konnten die sie im Anschluss in neue Sphären eintauchen und Musik kennenlernen, die sich von der uns bekannten Musik deutlich unterschiedet.  

In einem Klassenraum mit einer Tafel sitzen Kinder an einem Tisch und malen und basteln. zwei Mädchenspielen Blockflöten.

Improvisation und Instrumentenbau

Mit neuen Perspektiven und Eindrücken im Gepäck ging es am Mittwoch und am Donnerstag darum, handwerklich und auch künstlerisch tätig zu werden: verschiedenartige Regenmacher, Donnerbüchsen und eigens erdachte Instrumente wurden geschaffen, Donnergeräusche füllten den Raum mit düsteren Klängen, und bunte Kalimbas ,also so etwas wie „Daumenklaviere“, erzeugten singende Töne: Musik kann also ganz unterschiedlich erzeugt werden. Nun mussten die einzelnen Melodien, Geräusche und Klänge zu einem Gesamtwerk zusammengefügt werden, eine Mammutaufgabe, die jedoch mit Bravour gemeistert wurde. Die kindgerechten Improvisationskurse der Musikpädagogin Maren Böhme inspirierten die Kinder dazu, zwei Stücke einzustudieren, die am nächsten Tag vor Eltern, Freunden und Bekannten im Forum Wissen aufgeführt werden sollten. 

Die Bühne gehört uns

Der Tag des Abschlusskonzerts war gekommen – höchste Zeit für die Generalprobe, ohne die natürlich gar nichts geht. Die Improvisationsstücke „Trommellied“ und „Deep in the jungle“ wurden geübt und alles weitere für den großen Auftritt vorbereitet. Selbstbewusst und selbstwirksam betraten die 14 Kinder vor den gespannten Augen der Zuschauer*innen die Bühne und präsentierten voller Energie und Leidenschaft Improvisationsmusik mit Trommeln, Rasseln, einer Quer- und Blockflöte und einer keltischen Harfe. Nach einem tosenden Applaus der stolzen Eltern und Freund*innen stellten die Kinder ihre Musikinstrumente vor und kuratierten sie als Abschluss zu einer Sammlung. 

Die Woche hat gezeigt, dass die Entstehung von Klängen auf unterschiedlichste Weise passieren kann, dass jeder Mensch Klang anders wahrnimmt und dass gemeinsames Musizieren ein Teil des eigenen, persönlichen Glücks sein kann. Die sehr heterogene Gruppe wuchs im Laufe der Woche immer mehr zusammen und auch das Improvisieren hat sich in dieser Zeit stark verändert. Die Kinder haben gelernt, Gehörtes in Worte zu fassen. Das hat wiederum ihre Konzentration gefördert. Bei alldem konnten sie sich spielerisch im Umgang mit Unvorhersehbarem üben. 

Gefördert von „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“

Beteiligte Institutionen: KAZ e.V., Forum Wissen und Quartiersbüro Leineviertel 

Beteiligte Personen: Maren Böhme (Improvisationspädagogin), Katharina Nossek (Kunsttherapeutin), Florian Winkler (Referent Bildung & Vermittlung Forum Wissen), Emily Marhon (Studentin Musikwissenschaften) und Fenja Sontje Moeck (Studentin Musikwissenschaften)