Text: Lena Heykes, Fotos: Peter Heller und Martin Liebetruth
Eine studentische Sonderausstellung im Forum Wissen zeigt, wie Technik, Tod und Gesellschaft seit Jahrtausenden unsere Gesellschaft prägen
Was wir heute wissen und wie wir leben, ist das Ergebnis jahrtausendelanger Entwicklungen. Mit der Sonderausstellung „Don’t Look Back!“ laden wir – eine Gruppe Studierender der Altertumswissenschaften der Universität Göttingen – dazu ein, einen bewussten Blick zurück zu werfen, um unser heutiges Wissen besser zu verstehen.
Die Ausstellung im Forum Wissen bietet nicht nur spannende historische Inhalte, sondern ist auch ein studentisch entwickeltes Projekt. Sie zeigt, wie wissenschaftliche Neugier und praxisnahe Arbeit eine lebendige, moderne Form der Wissensvermittlung schaffen können.

Vergangenheit lebendig gemacht – durch Technik, Tod und Gesellschaft
Anhand ausgewählter Objekte aus den Göttinger Universitätssammlungen – darunter auch solche, die normalerweise nicht öffentlich zugänglich sind, wie Stücke aus der Ägyptologischen Sammlung– zeigen wir die Vielschichtigkeit antiker Kulturen und ihrer technologischen Errungenschaften. Beispielsweise veranschaulicht der kupferne Heronsbrunnen, wie frühe Ingenieurskunst funktionierte und bis heute technischen Erfindungen als Inspiration dient.
Auch gesellschaftliche Themen wie Tod, Erinnerung und soziale Strukturen stehen im Mittelpunkt. Dabei wird der Bogen in die Gegenwart geschlagen: Welche Bedeutung haben die Erkenntnisse, die auf der Grundlage von Objekten und menschlichen Überresten gewonnen wurden, für uns heute – in einer Zeit, in der wir unser Verhältnis zu Leben und Sterben ebenfalls stetig hinterfragen?

Forschung sichtbar gemacht – Methoden der Altertumswissenschaften
„Don’t Look Back“ zeigt nicht nur Artefakte der Vergangenheit, sondern auch den Weg zur Erforschung dieser. Besucher*innen erhalten Einblicke in die methodische Arbeit der Altertumswissenschaften: vom Ausgraben über das Einordnen und Bestimmen von Fundstücken bis hin zu experimentellen Rekonstruktionen und der Interpretation von Artefakten.
Dadurch wird auch deutlich, dass wissenschaftliches Arbeiten ein dynamischer Prozess ist. Es geht nicht nur darum, alte Objekte zu betrachten – sondern auch darum, Hypothesen zu überprüfen, Erkenntnisse weiterzuentwickeln und neue Fragen zu stellen. Diese Sichtweise wollen wir als Studierende mit unserer Ausstellung vermitteln.

Ein Projekt von Studierenden – für eine lebendige Wissenschaft
Die Ausstellungsidee wurde im Rahmen eines Projektseminars am Althistorischen Seminar der Georg-August-Universität Göttingen entwickelt. Mit der Unterstützung von Dr. Martin Lindner und Oliver Gauert vom Roemer- und Pelizaeus-Museum, aber aus eigener Initiative arbeiteten Studierende aus verschiedenen Fachrichtungen zusammen: Ur- und Frühgeschichte, Ägyptologie, Klassische Archäologie, Alte Geschichte und Kunstgeschichte.
Dabei wurde kontinuierlich und intensiv am Ausstellungskonzept gearbeitet, das schließlich in enger Zusammenarbeit mit dem Team des Forum Wissen realisiert wurde. Das gesamte studentische Projekt war für uns weit mehr als eine rein akademische Übung. Wir haben nicht nur gelernt, wie man Inhalte kuratiert, ein Ausstellungskonzept entwickelt und gestalterisch umsetzt, sondern auch, wie interdisziplinäre Zusammenarbeit funktioniert. Vor allem aber haben wir erfahren, wie aus einer gemeinsamen Idee ein öffentliches Format werden kann, das Wissenschaft lebendig, greifbar und für ein breites Publikum zugänglich macht.

Warum „Don’t Look Back!“?
Der Ausstellungstitel spielt mit der gängigen Aufforderung, sich auf die Zukunft zu konzentrieren – und stellt sie gleichzeitig infrage. Denn gerade der bewusste Blick zurück eröffnet neue Perspektiven auf Gegenwart und Zukunft.
Vergangenes Wissen zu rekonstruieren bedeutet nicht, sich nostalgisch zu verlieren, sondern aus Geschichte zu lernen. Fehler können erkannt, kulturelle Leistungen gewürdigt und heutige Fragen mit neuem Blick betrachtet werden.
Die Göttinger Universitätssammlungen – ein Schatz an verborgenen Geschichten
Ein zentrales Element der Ausstellung ist die Vielfalt der Göttinger Universitätssammlungen, die häufig im Verborgenen bleiben. Mit „Don’t Look Back“ holen wir verborgene Artefkate ans Licht – aus Vitrinen, Depots und Magazinen, in die Mitte der Öffentlichkeit.
Damit ergänzt die Ausstellung das Konzept des Sammlungsschaufensters im Forum Wissen und macht deutlich: Die Universität Göttingen ist nicht nur ein Ort der Forschung, sondern auch der Vermittlung. Hier trifft die Vergangenheit auf die Neugier von heute – und wird zur Grundlage für zukünftiges Wissen.

Ein Ausblick – Wissenschaft gestalten, gemeinsam und neugierig
„Don’t Look Back“ ist nicht nur eine Ausstellung über die Vergangenheit – sie ist ein Beispiel dafür, wie studentisches Engagement wissenschaftliche Inhalte lebendig und zugänglich machen kann.
Wir hoffen, dass Besucher*innen nicht nur staunen, sondern auch Fragen stellen – und selbst Lust bekommen, mehr über die Ursprünge unseres heutigen Wissens zu erfahren. Denn Geschichte endet nicht im Museum: Sie beginnt immer wieder neu – mit jedem neugierigen Blick zurück.