Carl Friedrich Gauß (1777-1855) war ein Ausnahmetalent auf mehreren Gebieten. Forschende in Mathematik, Physik und Astronomie verdanken ihm bis heute wichtige Grundlagen ihrer Wissenschaften. Gauß war zudem ein Pionier der Landvermessung und Erforscher des Magnetfelds der Erde. Auf der Höhe seines Ruhms, um 1840, wurde er von dem Göttinger Zeichner Eduard Rittmüller zweimal portraitiert, etwa zeitgleich, jedoch auf sehr unterschiedliche Weise.

Den verdienten Wissenschaftler zeigt der Kupferstich „C. F. Gauß auf der Terrasse der Göttinger Sternwarte„. Rittmüllers Karikatur hingegen, von der wir im Folgenden ausgehen, bietet einen gewitzten zweiten Blick auf eine private Szene in Gauß‘ Gemächern im Inneren der Sternwarte. Der Humor der Zeitgenossen ist zunächst nicht ganz leicht zu verstehen, doch er führt uns hinein in den Kosmos Gauß, seine global operierende Großforschung, in seine Publikationen und in die Bestände Göttinger Universitätssammlungen.

Gauß selbst war dem humorvollen Bildwitz nicht abgeneigt. Mit spitzer Feder hatte er in jungen Jahren seinen eigenen Lehrer Abraham Gotthelf Kästner (1719-1800) auf’s Korn genommen, wie jüngst auch in der Ausstellung Face the Fact zu sehen war. Wir nehmen also an, dass Rittmüllers Karikatur auch ihm zumindest ein Schmunzeln entlockt haben mag.

C. F. Gauss auf der Terrasse der Göttinger Sternwarte, Eduard Rittmüller, Kupferstich, um 1840 (Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen)